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Warum Sie an Ihren Gefühlen dran bleiben sollten

Bewusst wahr- und annehmen, was in diesem Moment auftaucht

Was gestern noch selbstverständlich war – Routinen, Abläufe, Strukturen – hat sich schlagartig verändert. Täglich ein Wendepunkt: Die Veränderungen fegen als Tsunami durch die Unternehmen. Und die Manager? Wie Führungskräfte die Zeit des täglichen Wandels für sich nutzen können.

If you keep focusing
on what you don’t want,
there’s a good chance
you might get it.

Cheryl Richardson

Viele spüren: Die Zukunft ist kaum noch berechenbar. Das war sie zwar nie, aber wir haben zumindest daran geglaubt, dass die Zukunft die lineare Fortsetzung von heute ist – und dass man sie managen kann.

Vielen Führungskräften – auch und vor allem in den Top-Ebenen – bebt der Boden unter den Füßen. Sie spüren plötzlich all die Emotionen im Unternehmen, die schon immer gerne verleugnet, verdrängt und möglichst schnell unter den Teppich im Boardroom gekehrt wurden:

Ärger, Angst, Ohnmacht, Trauer, Unsicherheit, Hilflosigkeit. Gefühle von Verlust, des Scheiterns und der Verlorenheit.

Keiner fühlt das gerne: Kein Mann, keine Frau. Kein Manager, keine mittlere Führungskraft, kein CEO. Doch inmitten der Corona-Beschleunigung kommen sie an die Oberfläche!

Es gibt eine starke Tendenz in unserer Kultur – und damit auch im Individuum – unangenehme Gedanken, Gefühle und körperliche Empfindungen regulieren und vermeiden zu wollen.

Meine Erfahrung nach über 20 Jahren im Management-Coaching ist: Sozialisationsbedingt zeigt sich diese Vermeidungstendenz bei Männern noch ausgeprägter als bei Frauen.

Wie ist es bei Ihnen?

Verdrängen Sie noch oder fühlen Sie schon? Wie gehen Sie mit unangenehmen Emotionen und den Gedanken, die unweigerlich dazu auftauchen, um?

  • Bemerken Sie  diese Gefühle überhaupt?
  • Empfinden Sie Ihre Gefühle als lästiges Problem, über das man am besten nicht spricht?
  • Fällen Sie in automatisierte Betriebsamkeit und Hektik?
  • Erhöhen Sie die Frequenz Ihrer sportlichen Aktivitäten?
  • Suchen Sie Hilfe bei Coaches und Beratern, die helfen, Gefühle der Angst, Unsicherheit und Erschöpfung möglichst schnell mit Optimismus und Durchhalteparolen zu kompensieren?

All diesen Strategien ist eines gemeinsam: Es sind kurzfristige Kontrollversuche in einer Zeit hochgradiger Ungewissheit.

Doch sie bilden keine Grundlage für langfristige Problembewältigung und Erfolg. Meine Erfahrung zeigt: Die Probleme drehen Ehrenrunden und landen immer wieder – manchmal größer als zuvor – auf Ihrem Präsentierteller!

Wie Sie unangenehme Gefühle nutzen können

Führungskräfte gehen mit ihrem Innenleben oft genauso um, wie mit äußeren Problemen: Sie versuchen es durch Handeln zum Schweigen zu bringen. Das habe ich immer wieder erlebt. Es ist ein Teufelskreis.
Ein Beispiel: Umsätze brechen weg, das Unternehmen verliert Kunden. Sie analysieren mit Ihrem Team die aktuelle Situation und starten eine Marketingkampagne. Sie befindest sich also im Tun-Modus, indem Sie sich ein Ziel setzen. Durch Aktionen versuchen Sie, die Diskrepanz zwischen der gegenwärtigen (Umsatzeinbruch) und der zukünftig angestrebten Situation (Gewinn) zu verringern.

Die gute Nachricht ist: Für Situationen, die auf die Bewältigung äußerer Ereignisse ausgerichtet sind, ist diese Strategie hervorragend geeignet. Also wenn wir beispielsweise ein Haus oder ein Unternehmen aufbauen oder zum Mond fliegen wollen.

Die schlechte Nachricht: Mit unserem Innenleben funktioniert das leider nicht. Und das ist der Punkt, von dem ab die Dinge schnell schieflaufen.

Eine Erfahrung genauer zu untersuchen, bedeutet, sich freundlich und aufmerksam der Erfahrung zu- und nicht von ihr abzuwenden.

Um glücklich zu sein oder sich gut fühlen zu können, müssen wir den Gang wechseln. Ähnlich wie bei einem PKW können wir nicht gleichzeitig in zwei Gängen fahren. Der Gang, den wir nun einlegen müssen, heißt Akzeptanz. Er bringt uns in den Seins-Modus und ermöglicht unsere volle Präsenz, indem wir uns unseren Gefühlen freundlich-annehmend zuwenden. Wir lassen sie einfach sein, anstatt sie reparieren oder loswerden zu wollen.

Widerstehen Sie dem Impuls bei starken Emotionen, die wir oft durch Kontraktion im Körper, in Gesicht und Schultern spüren, Gedanken und Gefühle wegzudrücken. Vielleicht wird es Ihnen zu Beginn schwerfallen, aber registrieren Sie einfach nur, wie Sie auf diese Gefühle körperlich reagieren.

Richten Sie die Aufmerksamkeit auf Ihren Körper

In welchen Körperbereichen spüren Sie am stärksten die unangenehmen Gedanken und Gefühle? Lassen Sie all das da sein und Sie werden feststellen, dass sich über das Halten in Aufmerksamkeit Ihre Emotionen – ähnlich dem Wetter – verändern oder sogar auflösen.

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